Das vorliegende Paper „Maß, Modell und Material. Dynamische Wissenskonstitution in den metrologischen Reformen Heinrichs VII. von England“ von Peter Löffelbein untersucht die metrologischen Reformen Heinrichs VII. von England aus einer modelltheoretischen Perspektive.

Wesentliche Punkte:

  • Das Papier analysiert die dynamische Konstitution von Wissen in den metrologischen Reformen von König Heinrich VII. von England.
  • Es wird ein modelltheoretischer Ansatz gewählt, um zu untersuchen, wie Maße, Modelle und Materialien in diesen Reformen zusammenwirkten1“Aus modelltheoretischer Perspektive ergibt sich somit ein Bild metrologischer Wis- senssicherung, welches das vermeintlich stabile, weil buchstäblich verobjektivierte Wissen auch der Vormoderne als einen dynamischen Prozess kennzeichnet, welcher sich aus der Aufeinanderverwiesenheit von Subjekten und Objekten ergibt. Es wird zudem ersichtlich, dass es nicht zuletzt die Eigensinnigkeit scheinbar inerter materialer Objekte ist, welche diesen Wissensprozess, und damit das Wissen selbst, kontinuierlich in Bewegung hält”..
  • Modelle werden als aktive Gestalter des Prozesses der Wissensgenerierung durch ihre spezifische materiell-mediale Konstitution betrachtet2Beispiel Yardstick: “Der von Heinrich inaugurierte Yardstick, weist, wie erwähnt, an beiden Enden die Einprägung eines gekrönten „H“ auf – ähnlich den Hohlmaßen, auf welchen ja ebenfalls ein Hinweis auf deren königliche Einsetzung angebracht ist und mit denen ihre königlich verliehene Autorität beglaubigt wird. Im Jahre 1873, lange nach der Einführung der neuen, modernen „Imperial Standard Units“, legt das Standard Weight and Measures Department des Britischen Handelsministeriums einen Bericht über die älteren, noch erhaltenen könig- lichen Standard-Objekte vor. Zum Yardstick Heinrichs VII. bemerkt das Department, dass, der Einschätzung seiner Prüfer nach, jener Akt der Einprägung tatsächlich eine merkliche Änderung der Länge des Stabes zur Folge hatte. Es führt an, dass „independently of the coarseness of construction of the standard yard,” welche es gleichermaßen beobachtet, “the process of stamping it with an H necessarily made a sensible alteration in its actual length, and that there was no attempt whatever to attain minute accuracy in this the only standard of length in the kingdom“.51.
  • Der Beitrag hebt das Potenzial von Modellen hervor, unerwartete raum-zeitliche Interdependenzen aufzudecken, neue Zusammenhänge sichtbar zu machen und neues Wissen zu generieren.

Allerdings können Modelle auch blinde Flecken erzeugen, indem sie die Aufmerksamkeit entsprechend ihrer logischen, medialen oder materiellen Konstitution lenken und so möglicherweise alternative Perspektiven abwerten.
Das Arbeitspapier untersucht, wie das Zusammenspiel von Maßen, Modellen und Materialien in den metrologischen Reformen Heinrichs VII. die dynamische Konstitution von Wissen erleichterte, und erkennt gleichzeitig die Risiken und Grenzen an, die der aktiven Rolle von Modellen bei der Gestaltung von Wissensgenerierungsprozessen innewohnen

Quelle: Maß, Modell und Material. Dynamische Wissenskonstitution in den metrologischen Reformen Heinrichs VII. von England

 

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